Freitag, 5. August 2011

Auf allen vieren

Nur sechs Monate und unzählige so-fühlen-sich-also-alte-Menschen-Momente später, wurde mein Ski-Week-gebeuteltes Knie wieder gerichtet. Das Ganze war eher amüsant und aufregend als schmerzhaft und unbehaglich. Das erste Mal im Leben eine Narkose – und was da alles für Apparaturen im OP herumstehen, wie was meint der mit „tief einatmen?“ ist doch alles voll spannenddddddddddddd…und schon war der Zauber wieder vorbei. Ich wache auf, bekomme Tee, zwei Krücken, ein paar Schmerztabletten und Trombosespritzen. Ist nicht euer Ernst! Die muss ich mir selbst geben? Niemals! Na ok, vielleicht doch, aber nur unter…stillem Protest. Wer tut sich denn schon gern selbst weh? Dank dieser Erfahrung weiß ich eines genau: ich bin ganz sicher kein Masochist – wie das mit der Berufswahl zusammenhängt kann ich mir aber auch nicht erklären.

Zu Hause angekommen stehe ich schon vor der ersten Hürde, die Treppe. Sicher freue ich mich, dass ich sofort wieder laufen kann und soll, aber bis in den vierten Stock und dabei nur ein Bein belasten? Wenn das mal nicht ein asymmetrisches Hinterteil gibt.

Am nächsten Tag geht es die mühsam gewonnenen Höhenmeter wieder abwärts zur Nachuntersuchung, um genauer zu sein: für einmal Handauflegen des Arztes. Wer weiß, vielleicht war das eine magische Geste und dem ungeschulten Auge entgeht die fließende, heilende Energie die bei dieser einzigen zweisekündigen Berührung übertragen wird. Ihm passt was seine Gabe ihm geflüstert hat und ich kann meinen 90-minütigen Heimweg antreten. Dabei wird mein Entdeckersinn geschult, denn an jedem U-Bahnhof gibt es einen Fahrstuhl oder eine Rolltreppe – man muss sie nur finden. Gut dass ich nicht zusätzlich ein Problem mit den Augen habe, sonst hätte ich im Leben nicht alle gefunden. Auf geraden Strecken macht mir allerdings niemand etwas vor, da geht es immer 1-3-1-3-1-3-1-3 – mit vier Beinen ist man schließlich schneller als mit zweien.

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