Mittwoch, 20. April 2011

Neues vom Halbschweden

Sollten sich einige unter euch fragen wieso ich schon so lange nichts mehr geschrieben habe, so habe ich nicht unbedingt viele Antworten darauf parat. Fest steht allerdings, dass es mir hier immernoch großartig geht.

Vor einigen Wochen fand mein Kurs: Intensivprogramm der Europäischen Union zur Integration durch Bildung“ statt.
Für zwei Wochen waren Gaststudenten aus Polen, Belgien, Österreich und Deutschland zu Gast bei uns um über verschiedene Aspekte des Themas zu diskutieren, Expertenvorträge zu hören und am Ende einen Bericht mit Empfehlungen für die EU zu verfassen. An den ersten zwei Tagen des Projekts wurden Vorträge über die derzeitige Situation in den jeweiligen Ländern gehalten, das war zwar bei einer Länge von 3 Stunden pro Vortrag und Land etwas anstrengend, aber letztendlich doch sehr spannend da sehr gut aufbereitet. In den folgenden Tagen wechselten sich Gruppenarbeit und Ausflüge ab, schliesslich sollten die Gäste einen kleinen Eindruck von Växjö und Schweden bekommen. So organisierte unser Professor Thomas (richtig, wir sprechen ihn mit dem Vornamen an) Ausflüge in die Küstenstadt Kalmar, auf die Insel Öland, in die Glasbläsereien der Firma Kosta Boda und natürlich in einen Elchpark. Die zwei Wochen vergingen wie im Flug, Freundschaften wurden geschlossen, es wurde viel gearbeitet und auch gefeiert. Alles in allem waren es 14 aufregende und erkenntnisreiche Tage die mit der Übergabe der Teilnehmerzertifikate im Schloss endeten und die Einsicht verstärkten, dass lernen über Ländergrenzen hinweg sehr fruchtbar, spannend und spaßig ist.

Nach soviel intensivem Lernen kam mir eine Abwechslung gerade recht – Robert wagte die Reise in den hohen Norden.
Alle die jetzt detaillierte Geschichten dieser legendären Woche erwarten, muss ich leider enttäuschen. Es sei nur soviel gesagt: Vielleicht erzähle ich die Geschehnisse mal meinen Enkeln, aber niemals meinen Kindern ;)

Vor drei Wochen stand ein weiteres Highlight auf dem Plan. Ein kurzer Besuch meinerseits im Ruhrpott. Am ersten April stieg ich bei 8°C in Växjö in ein spielzeugähnliches Flugzeug von Ryanair um mich für 10 Euro (!!!) von Schweden nach Düsseldorf bringen zu lassen.
Nach meiner Landung war ich mir nicht ganz sicher ob der Pilot das richtige Land angeflogen hatte, 25° C und Sonnenschein – was war denn bitte in Deutschland los? Nach nur drei Stunden und der Einsicht, dass der Flughafen Düsseldorf/Weeze näher an Holland als an Düsseldorf liegt, erreichte ich Dortmund und wurde von Andreas in Empfang genommen. Den Abend verbrachten wir bei und mit Mike und seinen Freunden in Castrop. Es ist immer wieder schön soviel Herzlichkeit und Gastfreundschaft zu erfahren und zu sehen, dass der Ost/Westkonflikt in unserer Generation endlich überwunden und nicht mehr spürbar ist.
Am Samstag morgen ging es dann frühstmöglich von Castrop nach Dortmund und niemand ahnte wie großartig dieser Tag noch werden würde. Die Tickets für das Spiel Dortmund/Hannover in der Tasche, Trikots und Schals angelegt, die Stimme geölt, so ging es los Richtung Westfalenstadion. Die Dortmunder Innenstadt färbte sich zusehends von Minute zu Minute mehr schwarzgelb, erste Gesänge waren zu hören. Im Stadion angekommen, war die Kulisse wie immer überwältigend und ich bekomme schon wieder Gänsehaut wenn ich daran denke. Mit über 80.000 Zuschauern war das schönste und lauteste Stadion Deutschlands ausverkauft. Diesmal hatten wir Tickets für die Nordtribüne erstanden um die legendäre Südtribüne einmal von vorn zu sehen, einfach unglaublich.
Belohnt wurde unsere gesanglicher Einsatz mit einem überragenden 4:1 Sieg und der stärker werdenden Hoffnung auf den Meistertitel.
Am Abend fuhren Andreas und ich nach Essen um Tüte und Mela zu besuchen. Ein sehr schöner Abend...eine Welt ohne Freunde wäre wohl nicht halb so toll.
Montag Morgen verabschiedeten Andreas und ich uns in Essen, um uns dann Abends in Växjö wiederzusehen. Naja, mit 50 Kilogramm Gepäck wäre das Fliegen wohl etwas teuer für ihn geworden.
Andis zweiwöchiger Besuch verging auch schonwieder viel zu schnell und beinhaltete eine Menge Schabernak und Gaudi. Der Höhepunkt war wohl unsere gemeinsame Reise auf der Fähre nach Tallinn mit 2000 anderen Austauschstudenten. Tallinn selbst war diesmal noch viel atmosphärischer als beim letzten Besuch, was nicht zuletzt dem Kaiserwetter geschuldet war. Ich glaube man sollte viel öfter Urlaub in Osteuropa machen, die Planungen laufen jedenfalls schon.
Am Montag Morgen habe ich Andi zum Bahnhof gebracht, mit der bitteren Einsicht, dass auch ich in nicht allzu ferner Zukunft von diesen Gleisen zurück nach Deutschland fahren und einen eindrucksvollen Lebensabschnitt beendet haben werde.
Doch für solche Gedanken ist im Moment kein Platz, es ist Frühling in Växjö! Allerorts wird gegrillt, sich gesonnt und KUBB gespielt. Es scheint, als wäre das Campusleben neu erwacht – pünktlich zu Ostern.
Am Osterwochenende sind Mike und seine Freunde zu Besuch, meine Vorfreude ist riesig und ich bin gespannt was wir alles unternehmen werden...

In diesem Sinne, habt schöne Ostern, geniesst die Sonne und lasst die Seele baumeln.

Euer Daniel


PS: neue Bilder gibt es auch.

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