Dienstag, 1. Februar 2011

Gesundes neues Jahr!

Nun bin ich schon wieder seit über zwei Wochen in Växjö und vieles hat sich getan.
Das neue Semester startete mit einem überragenden Besuch der Handball WM in Lund. Zu sehen waren die Spiele Deutschland : Ägypten sowie Algerien : Serbien.
Nach einer kurzen Zugfahrt ins nahegelegene Lund bezogen wir Quatier im „Train Hostel“, der Name allein hätte uns im Vorfeld schon stutzig machen sollen, hat er aber nicht. Deshalb waren wir mehr oder weniger überrascht, dass sich die angepriesenen Doppel-/Dreipersonenzimmer als Schlafabteile mit Etagenbetten eines ausgedienten Zuges heraus stellten. Geräumig ist was anderes, aber egal wir waren schliesslich nicht zum schlafen in Lund. Also schnell umziehen, mit Deutschlandfanartikeln behängen, schminken und ab zur Halle.
Die, in weiser Voraussicht schon im Herbst gekauften, Karten stellten sich als noch exklusiver als erwartet heraus. Erste Reihe – direkt am Spielfeldrand – hinter der deutschen Bank, Handballherz was willst du mehr !?! Das Spiel verlief sehr positiv für das deutsche Team und dementsprechend gab es viel Anlass zu jubeln, was uns die Aufmerksamkeit des Kameramanns sicherte und uns mehrere Auftritte in der Live-Übertragung, in der Tagesschau und im Heute-Journal bescherte...jetzt warte ich nur noch auf den Anruf aus Hollywood.

Am 22.1. begann ein neues großes Abenteuer, ich gedenke Skifahren zu lernen. Um diesen lang gehegten Wunsch endlich in die Tat umsetzen zu können, geht es mit einer kunterbunten Reisetruppe ins 12 Busstunden entfernte Vemdalen. Die nächtliche Busfahrt verlief ohne besondere Ereignisse, bis auf die Erkenntnis, dass auch zwei riesige Reisebusse nachts um vier auf einer 1,5 Meter breiten verschneiten Straße aneinander vorbei passen und der Busfahrer nicht mal mit der Wimper zuckt.
Um 9.00 Uhr in Vemdalen angekommen, wurden wir von strahlend blauem Himmel und angenehmen 0°C begrüßt. Da unsere Ferienwohnungen erst am Nachmittag bezugsfertig waren, stellten wir die Koffer ab, schnallten die vorher ausgeliehenen Skier unter und ab gings auf die Piste...Was nun?
Glücklicherweise waren nicht alle Mitreisenden blutige Anfänger und so bekam ich ein paar hilfreiche Tipps und Übungsaufgaben gezeigt, und JA ein fünf Meter hoher Hügel kann unter Umständen zu einem erhöhten Adrenalinausstoss führen. Nach einigen Übungsabfahrten auf dem Kinderhügel, auf dem ich regelmäßig von 1 Meter großen Zwergen mit einer affenartigen Geschwindigkeit überholt wurde, traute ich mich auf den nächst höheren Berg. Nachdem ich auch diesen mehrmals meisterlich ohne größere Stürze bewältigt hatte, versuchte ich mich an der ersten grünen Piste. (Geübte Skifahrer werden an dieser Stelle gähnen und für alle anderen: das ist fast Lichtgeschwindigkeit!).
Gegen 16.00 Uhr endete mein erster Tag auf der Piste mit einer leichten Ahnung wie unglaublich toll Wintersport ist...und einem Wahnsinnshunger. Bloß gut, dass wir endlich die Wohnungen beziehen konnten. Diese übertrafen alle Erwartungen, gewohnt wurde zu acht in je vier Zimmern, mit zwei Badezimmern, einem großen Wohnzimmer (mit riiiiesigem TV), einer Küche (mit Geschirrspüler – yippie!) und einer eigenen Sauna! Es wurde also zum Ritual, nach einem langen Tag auf den verschneiten Hängen glücklich in der Sauna zu schwitzen und sich dann todesmutig in den Schnee zu stürzen.
Da im Norden Schwedens Lebensmittel sehr teuer sind (1 kg Hähnchen 17 Euro), hatten wir ordentlich vorgesorgt und kochten sehr sehr abwechslungsreich Nudeln, Reis, Nudeln, Reis, Nudeln, Nudeln, Reis....
Die folgenden Tage hielten immer neue kleine Erfolgserlebnisse bereit, die die Rückschläge – rote Pisten sind einfach unmenschlich steil, aua – bei weitem aufwogen.
Nach fünf eindrucksvollen aber auch erschöpfenden Tagen verliessen wir Vemdalen am Abend des 27.1. mit der Gewissheit: Ski foahn is a riesn Gaudi!
Am Samstag, den 29.1., wurde das Welcome Dinner des neuen Semesters veranstaltet. Auch wenn in diesem Halbjahr nicht mehr ganz so viele Deutsche auf dem Campus anzutreffen sind, ist es doch eine Selbstverständlichkeit eine kurze Darbietung für die anderen Studis aufzuführen. Mit den tollen Erinnerungen an das letzte Welcome Dinner und einer Gruppe motivierter Komplizen wurde geprobt, getanzt und getüftelt. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: 30 Sekunden Einleitung mit „Freude schöner Götterfunken“, Tanzbespaßung mit „dem roten Pferd“, Nostalgie mit Nenas 99 Luftballons und Discopogo als Abschluss...soweit der Plan. Um die Einleitung noch eindrucksvoller zu gestalten fanden sich übriggebliebene Gold- und Silberfontänen von Silvester, auch das klang zunächst nicht schlecht. Doch als wir dann bei gedimmten Licht die Fontänen passend zu Musik entzündeten wurde schnell allen klar worüber niemand vorher nachgedacht hat: die Dinger mach Rauch! Nach nur 15 Sekunden gesellte sich also der Feueralarm zur Musik und die Aufführung war beendet. 10 Minuten später war dann auch die örtliche Feuerwehr da um den Alarm abzuschalten. Irgendwie legendär, aber irgendwie auch dämlich. Wir warten auf die Rechnung...

Sollte sich jetzt der ein oder andere fragen...ja, ich gehe auch noch zur Uni. Momentan besuche ich den zweiten Teil meines Schwedischkurses, das Niveau ist allerdings gestiegen, mal sehen wohin die Reise führt. Mein anderer aktueller Kurs beschäftigt sich im Rahmen eines EU-Programms mit der Integrationsproblematik, hier bekommen „wir Schweden“ in drei Wochen Besuch aus Deutschland, Belgien, Polen und Österreich um uns auszutauschen.
Am kommenden Samstag fliegt Wilfred zurück nach Uganda. Dann hab ich zwar endlich meine eigene Wohnung, fehlen wird er mir aber trotzdem. Er geht allerdings mit dem Wissen einen neuen Freund gefunden zu haben und nur das zählt.

Ich hoffe euch geht es allen gut,
bis bald

//Daniel


PS: nebenan gibt es ein paar neue Bilder 

3 Kommentare:

  1. Dann hatte ich dich doch richtig erkannt, beim Anschauen der Handballübertragung des deutschen Spiels gegen die ägyptischen Demonstranten...

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  2. Danke für die traumhaften Bilder aus den Bergen!Ja,ja aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich, ob "Lang" oder "Bergab"!
    Deinen Fernsehauftritt haben wir leider verpasst, aber wenn Hollywood ruft, haben wir ja noch zig Möglichkeiten!!!
    Bis bald

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  3. Wann gibt es etwas Neues zu lesen und zu sehen?

    Die Neugierigen!

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